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PROFIL DES LEHRSTUHLS


Wir befassen uns am Lehrstuhl mit Fragestellungen, die sich aus der Forderung nach vernunftgemäßem Handeln in der Architektur ergeben.

"Vernunft" wird hier nicht als philosophischer Begriff verwendet, sondern als sprachliches Vehikel zur Umschreibung einer zweckgerichteten Tätigkeit, die im weitesten Sinne zur "Verbesserung des Lebens" (nach A. N. Whitehead) führt. So kann man einen architektonischen Entwurf, der sich offenbar aus vielen Einzelgedanken und Entscheidungsschritten zusammensetzt, so entwickeln, dass eine zusammenhängende, auf den vorgenannten Zweck gerichtete und dabei nachvollziehbare gedankliche Struktur entsteht. Produkte eines solchen Entwerfens sind Gebäude, die sich durch eine hohe "Transparenz" auszeichnen, denn sie eröffnen dem Betrachter/Bewohner die Möglichkeit, in ihr "Inneres", in das bestimmende gedankliche Gerüst hineinzuschauen. Sie sind damit dem Werkzeug verwandter als dem Werk.

Diese Art des Entwerfens ist seltener anzutreffen als man annehmen könnte: Architekten berufen sich zwar auf ihre "Entwurfskonzeption", dahinter verbirgt sich aber oft nur ein Konglomerat, in dem sich spontane Einfälle, Zeitgeistiges und Persönliches planlos vermischen mit objektivierbaren Entscheidungen. Wir sehen das Persönliche, Künstlerische primär in der Bewältigung zweckgerichteter Entscheidungsschritte sich verwirklichen und weniger in der Entwicklung und Anwendung eigener Gestaltungsabsichten. Nur das Metier der Architektur ist durch das Mittel des konzeptionellen Denkens in der Lage, alle auf das Bauen einwirkenden Kräfte und Faktoren zu einem bedeutungsvollen Ganzen zusammenzuführen.

Hierin liegt die zentrale gesellschaftliche Aufgabe der Architektur. Hierin liegt aber auch das größte Problem: Denn wegen der ungeheuren Komplexität der Zusammenhänge ist eine nachvollziehbare "durchsichtige" Struktur nur selten vollständig zu entwickeln. Es bleibt immer ein "diffuser" Bereich, der vielen Architekten (ungerechtfertigterweise) Anlass zum Zweifeln an der sinngebenden Funktion ihres eigenen Metiers gibt. Der Rückzug ins Private formaler Gestaltungsübungen ist die tragische Folge. So wird der Zweifel an den Möglichkeiten der Architektur zur "self-fulfilling prophecy".

"Wenn die Vernunft schläft, wachen die Dämonen..."